Ausstellung im Foyer der Zentralbibliothek der Universität Regensburg vom 4. bis 20. Oktober 2006.
Eröffnung: Mittwoch, 4. Oktober, 19:00 Uhr.
„Ich gehe von der Hypothese aus, dass die Welt eine vollkommene Illusion ist.“ (Jean Baudrillard)
„Was für uns wirklich ist, sind nicht die Dinge an sich, sondern deren Erscheinung.“ (Immanuel Kant). Der Begriff des Mediums stand Kant vor 200 Jahren noch nicht zur Verfügung. Jean Baudrillard schon, als er feststellte: Realität ist das, was die Medien unseren Sinnen zu sehen, zu hören und zu fühlen geben. Was wir von der Welt wissen, wissen wir durch Medien. Das Verhältnis zwischen Menschen, Dingen und Medien ist seit jeher ein prekäres, ein dynamisches, ein hoch spannendes. Es ist dieses Verhältnis, das die Dramaturgie der ersten Medienkunstausstellung an der Universität Regensburg bestimmt. Sie geht der Frage nach, wie Medien unsere Wahrnehmung, unser Bild der Dinge und der Welt verändern.
Mit Daniel Kluge, Katarina Agathos und Cornelia Killius treten drei Künstler in einen Dialog, der den Betrachter auffordert, sich ein Bild über sein Bild der Dinge zu machen: Handelt es sich bei medialen Veränderungen unserer Wahrnehmung schlicht um eine Bereicherung, um eine Beeinflussung oder gar um eine feindliche Übernahme?
Daniel Kluge und Katarina Agathos projizieren in ihren Videoinstallationen urbane Panoramen, die aus der Linearität der Zeit herausgelöst sind und sich dem Betrachter als Produkte seiner subjektiven Wahrnehmung von Raum, Zeit und persönlicher Historie präsentieren. Das in Regensburg gezeigte Panorama 360°, 2 minutes clockwise lässt sich als das Gegenteil eines narrativen Episodenfilms begreifen: aus realen Filmbildern wird ein künstliches Raum-Zeit-Kontinuum konstruiert. Die Installation nimmt den Betrachter in einer medial konstruierten Realität gefangen, indem ihm eine Perspektive aufgedrängt wird, die real unmöglich ist - aber medial existiert.
Während sich der Betrachter dieser Videoinstallation der Manipulation durch Anschlussfehler im künstlichen Zeitkontinuum bewusst wird, vermitteln Cornelia Killius' Fotografien das Bild einer unausweichlichen Passivität. Die Fotografin hat für ihre Fotoarbeit Fast 56 Tage - ein Porträtprojekt über Menschen die fernsehen ein komplexes Blickszenario gewählt: Ihre Kamera übernimmt die Position des Fernseh-Apparates, um ein dreidimensionales Bild einzufangen: den Eindruck des Bildes auf der Mattscheibe, gespiegelt im Auge des Zuschauers, dessen absorbierter Blick wiederum auf die Mattscheibe gerichtet ist und dabei leicht abgelenkt auf das Kameraobjektiv trifft. Der Betrachter dieser Fotografien teilt die Perspektive der Kamera: er wird nun seinerseits vom Zuschauerblick getroffen und tritt damit an die Stelle dessen, was im Bild abwesend ist: das Medium Fernsehen. Der Betrachter wird zum Objekt eines Blicks, der ihn nicht trifft und wird dadurch nachhaltig irritiert.
Dieses Szenario unterbindet eine Kollision der Blickachsen und lenkt die Aufmerksamkeit auf das zwischengeschaltete Medium. Cornelia Killius' Fotografien wie Daniel Kluges und Katarina Agathos' Videoinstallation, das unbewegte wie das bewegte Bild, konstruieren eine zweite Realität, die Raum schafft für die Erkenntnis ihrer Medialität.
Konzeption und Organisation von reality2
Absolutes Medium: Relativer Blick
werden durchgeführt von Studenten der Medienwissenschaft im Projektseminar "Kunst der Medien - Medien der Kunst", unter der Leitung von Dr. Petra Löffler.